Brakeler Madrigalchor singt zwei Konzerte in Rom

Bericht Westfalen-Blatt

Was als schiere Illusion begann, wurde Wirklichkeit: 60 Vokalisten des Brakeler Madrigalchors haben am Palmsonntag 2008 in der römischen Kirche San Paolo entro le Mura vor einheimischem und internationalem Publikum die englische Version des Oratoriums Messiah („Der Messias“) von Georg Friedrich Händel gesungen und zwei Tage später noch einen Gottesdienst im Petersdom musikalisch gestaltet.

Dem erfahrenen Leiter des Brakeler Traditionsensembles Hans-Martin Fröhling ist es zu verdanken, dass die musikbegeisterten Ostwestfalen diese einmalige Chance wahrnehmen konnten. Begleitet von einem römischen Barockorchester und italienischen sowie deutschen Solisten wurde das berühmteste Oratorium Händels, der es wegen seiner Auferstehungs- und Erlösungsvisionen stets in der Fasten- und Osterzeit auf den Spielplan setzte, in der ausverkauften Konzertkirche mit viel Applaus belohnt.

Einige britische Zuhörer erhoben sich beim „Halleluja“ von ihren Plätzen und nahmen mit ans Herz gelegter rechter Hand Haltung ein. Ursache für diese für uns ungewöhnliche Reaktion ist eine legendäre Ergriffenheit König Georgs II, der beim ersten Hören des Halleluja aufgesprungen sein soll und mit dieser Geste seine Gefühle zeigte. Die Brakeler Sänger bedankten sich bei dem wunderbaren Publikum mit Zugaben und genossen einige römische Tage.

Auf eine Einladung der die Chorfahrt organisierenden Konzertagentur sang der Madrigalchor dann am Karwochendienstag im Hauptschiff des Petersdomes à-cappella Lieder von Bruckner, Homilius, Mozart sowie den altitalienischen Hymnus Alta trinita beata. Hohe kirchliche Würdenträger und Besucher des weltberühmtesten Gotteshauses nahmen die Interpretationen der Brakeler mit Freude wahr und applaudierten am Ende des Gottesdienstes. Als sich der Chor dann zwischen diesen unermesslichen kunsthistorischen Schätzen nach getaner Arbeit wiederfand und die Anspannung nachließ, realisierten die meisten Sänger erst, was sie erlebt hatten und blieben einige Zeit ergriffen unter den Säulen Berninis oder vor dem Obelisken am Petersplatz stehen, um die ganze Stimmung dieses Ortes zu verinnerlichen. Manche hatten wirklich das Gefühl, für oder mit Gott gesungen zu haben.

Dr. Uschi Hofer